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Als die 43-Jährige den Verschlag betrat, traute sie kaum ihren Augen. Die Kaninchen wurden in kleinen Ställen gehalten, zum Teil mit Decken abgedunkelt. Durch die Gitterdeckel der Plastikboxen quoll der Kot, in manchen Boxen waren die Köttel so zusammengeklebt und so hoch, dass die kleinen Nager Gänge in ihrem eigenem Kot gegraben hatten. Daniela Ender: „Einige erwachsene Tiere waren in ihren Hochställen erst zu erkennen, als sie sich bewegten, weil der Kot komplett die Sicht versperrte.“ Wasser und Heu fehlten komplett, nur in einem einzigen Stall fand sich ein bisschen Stroh. Für die Tierfreunde-Vorsitzende war klar, dass sie sofort handeln musste und nicht auf Amtshilfe in der folgenden Woche warten konnte. Alle 23 Kaninchen wurden - mit Zustimmung der Besitzer - befreit und in die Tierauffangstation in Überacker gebracht.
Nachdem die Tiere dort gesäubert worden waren, zeigte sich erst das ganze Ausmaß der Qualhaltung. „Viele Kaninchen waren abgemagert und in gesundheitlich bedenklichem Zustand, einige hatten tiefe Bisswunden am Hinterteil und an den Genitalien“, schildert Daniela Ender. „Und natürlich war kein Bock kastriert, und etliche Weibchen sind trächtig.“ In der Tierauffangstation erholen sich die Kaninchen nun von ihrer Qual, die Wunden, die täglich versorgt werden müssen, verheilen langsam.
Große Sorgen macht der Tierfreunde-Vorsitzenden jedoch der Gedanke, wer sich um solche Notfälle kümmern wird, wenn die Tierfreunde ihre Auffangstation möglicherweise schließen müssen. Denn der Fortbestand ist vorläufig nur bis zu den nächsten Vorstandswahlen im Jahr 2019 gesichert. Weitermachen auf ehrenamtlicher Basis können die Tierfreunde dann nicht mehr, es müsste zumindest eine hauptamtliche Tierheimleitung eingesetzt werden, die von ein oder zwei 450-Euro-Kräften unterstützt wird. Das hatte der Verein vor den Neuwahlen im Juni letzten Jahres u.a. in einem offenen Brief an die Bürgermeister des Landkreises dargelegt und eine Pro-Kopf-Pauschale von 50 Cent je Einwohner gefordert, um fest angestellte Arbeitskräfte finanzieren zu können. Die Bürgermeister hatten dies jedoch abgelehnt. Daniela Ender: „Bis heute hat sich an dieser Haltung leider nichts geändert. Wir können nur hoffen, dass solche Notfälle, bei denen wir natürlich sofort handeln, die Verantwortlichen vielleicht zu einem Umdenken bewegen. Denn wer außer uns würde denn im Landkreis auf einen Schlag 23 Kaninchen aufnehmen können?“