Landkreis - Der neue „Augustiner am Wörthsee“ gehört mit zu den wenigen Traditionsgaststätten, die mit einer langjährigen und zudem legendären Geschichte aufwarten können. Früher, als sich die Münchner Schickeria dort traf, hieß die Lokalität noch „Strandhotel und Strandbad Fleischmann“. Für Schlagzeilen sorgten unter anderem die Hochzeit von Franz Beckenbauer und seiner ersten Frau Brigitte im Jahr 1966 und der Auftritt einer barbusigen Schönen, die sich anlässlich der Eröffnung im Juli 1964 nachts auf einem Floß am See räkelte und im Scheinwerferlicht erotische Bewegungen vollführte.
Gastgeberin war seinerzeit Friedl Mandl, Tochter von Aloys Fleischmann, die bis 1980 ein gutes Händchen für die Gastronomie und ihre Gäste hatte. Nach dem Weggang von „Mandoline“, wie die Wirtin liebevoll genannt wurde, war für die Lokalität eine Berg- und Talfahrt angesagt. Insgesamt versuchten rund zehn Wirte ihr Glück, an die Erfolgsgeschichte anzuknüpfen. Nach der Übernahme durch den Augustiner Bräu vor drei Jahren und einer Komplettsanierung stieg erst einmal Max Hippius als Wirt ein, wollte aber im Sommer 2018 nicht mehr verlängern. „Das war für uns ein Glücksfall“, freute sich Till Weiß. Er und seine Frau Pamela erfuhren per Zufall von Hippius Ausstieg und bewarben sich sofort um die Traditionsgaststätte. Der Zuschlag erfolgte ohne großes Federlesens, konnte der 38Jährige doch eine erfolgreiche gastronomische Karriere aufweisen. Gelernt hatte er im Seehaus Schreyegg in Stegen. Weitere berufliche Stationen waren unter anderem das Hotel Fürstenhof in Leipzig und das Fünf-Sterne-Hotel Bachmair Weissach, wo er als Küchenchef 39 Köche unter sich hatte. Zuletzt führte Till Weiß das Restaurant beim Golfclub Wörthsee.
„Hier, im ehemaligen Fleischmann, haben wir vor 15 Jahren geheiratet. Wir sind zurück in unsere Heimat“, betonen Pamela und Till Weiß. Dass seit der Übernahme am 1. November ein frischer und sehr angenehmer Wind weht, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die Gäste kommen zurück und selbst die Einheimischen schätzen es, dass „man endlich wieder zum alten Fleischmann gehen kann“, brummelte ein Stammgast. Lob gibt es vor allen Dingen für eine abwechslungsreiche Speisenkarte, deren Gerichte alle frisch gekocht werden. „Für mich sind Fertiggerichte tabu. Ein Kartoffelsalat aus der Dose geht gar nicht“, sagt Till Weiß. Außerdem, wo gibt es sonst noch im Landkreis erstgebrühte Weißwürste? Dazu lädt Familie Weiß jeweils sonntags von zehn bis 12 Uhr ein. Jeden letzten Sonntag im Monat gibt es dazu Live-Musik. Des Weiteren stehen während der Herbst- und Wintermonate Redouten, Kabarett und Konzerte auf dem Programm. Für Sonntag, 14. April, aber laden Till Weiß und Uli Singer ab 11 Uhr gemeinsam zu einer Buchpräsentation „Drei Nüß‘ ham drei Kern – wenn’s goa is, muaßt steam“ ein. Mit dabei der Kabarettist Holger Paetz mit Ausschnitte aus seinen Programmen sowie Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum und die Blueslegende Claus Angerbauer, die für den richtigen Rhythmus sorgen werden. Die Laudatio hält der bekannte Volks-Musikant Sepp Bernlocher aus Hochstadt.
Reservierungen werden ab sofort unter Telefon 08105-26538 entgegengenommen.
Leni Lehmann