
So entsteht ein Herzinfarkt
Das Herz wird über die Koronargefäße mit Blut und Sauerstoff versorgt. Der Verschluß eines Herzkranzgefäßes durch ein Blutgerinnsel unterbricht die Durchblutung - kann diese nicht schnellstens wieder hergestellt werden, besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Schädigung des Herzmuskels.
Ein Herzinfarkt kann sich vorher ankündigen oder unvermittelt auftreten. Bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK) verengen sich die Herzkranzgefäße nach und nach durch Ablagerungen (Plaques): Die Folge sind kurzzeitige Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, die sich durch Atemnot und Engegefühl in der Brust bei Belastung bemerkbar machen (Angina pectoris). Wird diese Erkrankung rechtzeitig erkannt, kann durch entsprechende Medikamente und das Ausschalten von Risikofaktoren die Gefahr eines Herzinfarktes verringert werden. Gerade bei jüngeren Menschen kann ein Herzinfarkt aber auch ohne Vorwarnung auftreten.
Wer ist gefährdet?
Die Neigung zur Verengung der Herzkranzgefäße kann genetisch bedingt sein, wird aber durch eine Reihe von Risikofaktoren begünstigt: Rauchen, Übergewicht, Diabetes, hohe Blutfettwerte und eine durch Bewegungsmangel bedingte verminderte Leistungsfähigkeit des Herzmuskels erhöhen das Infarktrisiko. Anhand eines Tests auf herzstiftung.de lässt sich das persönliche Infarktrisiko feststellen. Bis zu den Wechseljahren sind Frauen durch die körpereigenen Hormone weitgehend gegen Gefäßablagerungen geschützt, mit zunehmendem Alter lässt diese Schutzwirkung aber nach – eine Hormonersatztherapie bringt nicht den gewünschten Erfolg und birgt die Gefahr von Nebenwirkungen. Lange andauernde Stresssituationen und psychische Überlastung tragen ebenfalls zum Erkrankungsrisiko bei: Frauen mit der Doppelbelastung Haushalt und Beruf sowie dem Anspruch, alles perfekt machen zu wollen, sind daher besonders gefährdet.
Frauen leiden anders
Starke Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm, Atemnot, Schweißausbrüche, Angstgefühle – das sind scheinbar die typischen Anzeichen für einen Herzinfarkt. Während die meisten Herzinfarkte bei Männern tatsächlich so dramatisch verlaufen, macht sich ein Infarkt bei Frauen in der Regel weit weniger auffällig bemerkbar. Oftmals stehen Oberbauchschmerzen mit Erbrechen und Übelkeit im Vordergrund, was als Magenverstimmung fehlgedeutet wird; auch Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in Nacken oder Arme werden nicht mit dem Herzen in Verbindung gebracht. Statt der typischen Brustschmerzen tritt bei Frauen häufig ein Engegefühl auf, das von den Betroffenen ignoriert oder auf Überlastung zurückgeführt wird – ebenso wie andere unspezifische Beschwerden wie ständige Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit. Selbst die charakteristische Symptomatik mit Atemnot, Schweißausbrüchen und Todesangst wird bei Frauen manchmal als Panikattacke fehlinterpretiert.
Auf Warnzeichen achten!
Frauen haben ein höheres Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben als Männer – weil sie ihre Symptome häufig nicht ernst nehmen oder selbst der hinzugezogene Arzt die Gefahr nicht erkennt. Die NAN-Regel kann Leben retten: Alle Schmerzen, die im Bereich Nase-Arm-Nabel auftreten, intensiv sind und länger als 15 Minuten andauern, können auf einen bevorstehenden Herzinfarkt hindeuten. Auch unspezifische Beschwerden wie starke Übelkeit, Brennen oder Engegefühl in der Brust sowie Ohnmachtsanfälle sind Alarmzeichen, die umgehend vom Arzt abgeklärt werden sollten.
Therapie und Rehabilitation
Je eher es gelingt, ein verschlossenes Koronargefäß wieder durchgängig zu machen, desto seltener treten Komplikationen oder Folgeschäden auf. Dabei wird das Blutgefäß entweder mit Hilfe eines Ballons aufgedehnt (Ballondilation) oder ein Medikament zur Blutverdünnung verabreicht, um das Blutgerinnsel aufzulösen (Lysetherapie). Neben der medikamentösen Therapie spielt nach einem Infarkt auch die Rehabilitation eine große Rolle: Dabei scheint bei Frauen die Stärkung des Selbstbewusstseins und des Selbstvertrauens weitaus wichtiger zu sein als bei Männern, die mehr Wert auf die körperliche Wiederherstellung legen.
Vorsorge ist die beste Medizin
Schon bevor ein Infarkt eintritt, kann der Arzt Schädigungen des Herzens im Sinne einer Koronaren Herzkrankheit feststellen, indem er mit einem EKG Gerät die Herzströme misst. Das geschieht sowohl in Ruhe als auch unter Belastung (Ergometrie), in manchen Fällen kann auch ein Langzeit-EKG notwendig sein. Anders als bei Männern lässt sich bei Frauen eine Verengung der Herzkranzgefäße im Belastungs-EKG nicht immer sicher nachweisen, Klarheit schafft eine Stress-Echokardiographie. Viel Bewegung, gesunde Ernährung und der Verzicht auf Nikotin senken das Infarktrisiko. Ebenso wichtig ist die seelische Gesundheit: Frauen, die sich und ihre Bedürfnisse ernst nehmen, nicht perfekt sein müssen und auch einmal „nein“ sagen können, leisten ihrem Herzen damit gute Dienste.
Red.