![](/sites/default/files/styles/article_detail/public/archiv/der_revisor_rs-groebenzell.jpg?itok=axk0Z4e2)
Die Nachricht von der Ankunft eines verdeckt ermittelnden Revisors versetzt ein kleines Dorf in Russland in helle Aufregung. Der korrupte Stadthauptmann und seine faulen und bestechlichen Beamten samt Ehefrauen fürchten, verraten und bestraft zu werden. Dies macht sich ein dreister Betrüger zu nutze, indem er die feine Gesellschaft nach Herzenslust an der Nase herumführt und ausnimmt. Am Ende haben die feinen Bürger viel Geld, der Stadthauptmann aber darüber hinaus auch noch sein Gesicht verloren.
Die drei Abendvorstellungen sind das Produkt der einjährigen, intensiven Theaterarbeit, die jede 8. Klasse an der Rudolf-Steiner-Schule durchläuft. Unter der Leitung der erfahrenen Theaterpädagogin Kirsi Talvela, die auch für die Inszenierung des Stücks verantwortlich zeichnete, setzten sich die Schülerinnen und Schüler monatelang mit ihrem Theaterstück auseinander, probten, spielten und verwuchsen so mit ihren Rollen, dass sie auf der Bühne kaum wieder zu erkennen waren. Zwar ist es am Ende das Theaterstück, das auf die Bühne kommt, wer jedoch dieses Jahr durchlaufen hat, der weiß, dass es um mehr geht als die Aufführung. Die intensive Theaterarbeit trägt zur Entwicklung der Jugendlichen bei und stärkt sie in dem was sie tun. Dabei ist jeder wichtig, auch die vermeintlich kleineren Rollen sind ein Teil des Ganzen, getreu dem Motto von Kirsi Talvela: „Es gibt keine kleinen Rollen. Es gibt nur kleine Schauspieler.“
Oskar Zerbe als korrupter Stadthauptmann Anton Antonowitsch und Rebecca Meißner als seine zänkische Gattin Anna Andrejewna überzeugten mit ihrer text- und schauspielerischen Leistung ebenso wie Lorenz Möller als gerissener Betrüger Chlestakow. Alica Tröger spielte des Stadthauptmanns Töchterchen Marja, das am Ende gar den Hochstapler heiraten soll, mit feiner Situationskomik. Auch die vielen weiteren Rollen waren gut besetzt und wurden von den Schülerinnen und Schülern mit Bravour gespielt.
Wer das Stück von Gogol kennt, dem werden einige Änderungen aufgefallen sein. So hat Till von Grotthuss, Klassenlehrer an der Rudolf-Steiner-Schule, die Komödie für die 37 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse modifiziert. Beispielsweise mussten zu den bestehenden drei Frauenrollen noch etliche weitere in das Stück geschrieben werden und auch die Sprache wurde etwas moderner gestaltet. Der Inhalt – Bestechung, Amtsanmaßung und Vetternwirtschaft – ist so aktuell wie eh und je und so ist das Stück auch heute noch als moderne Gesellschaftskritik zu verstehen.
Text: Konstantin Kretschmer, Bild: Annalena Jall