Trauer und Fassungslosigkeit: Diese beiden Worte bestimmen auch nach 45 Jahren noch das Gedenken für die Opfer, deren Angehörige sowie für die Überlebenden des Attentates auf die israelische Olympiamannschaft 1972. 1997 fand auf dem Rollfeld vor dem ehemaligen Tower im Fliegerhorst, dem authentischen Ort des Geschehens, die erste Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck statt. Seitdem hat der Landkreis Fürstenfeldbruck jedes Jahr zu einem Gedenken an die Opfer geladen. Zum 45. Jahrestag der schrecklichen Ereignisse sollte es eine ganz besondere Form des Erinnerns und der Begegnung werden, es waren an diesem 5. September 2017 auch Angehörige der Opfer aus Israel angereist. Außerdem zu Gast waren der Bayerische Staatsminister für Bildung und Kultur, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h. c. Charlotte Knobloch und die Generalkonsulin des Staates Israel für Süd-deutschland, Sandra Simovich. Wie Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle in seiner Ansprache betonte, nehme der Landkreis Fürstenfeldbruck seit vielen Jahren eine Aufgabe von nationaler und internationaler Dimension wahr, in dem er regelmäßig an das Olympia-Attentat von 1972 erinnert und seiner Opfer in München und Fürstenfeldbruck gedenkt.
„Das Attentat war nicht allein ein Anschlag auf Israel, auf Juden. Es war auch ein Anschlag auf uns alle, die olympische Idee, die Vision von Freiheit und Frieden für alle Menschen,“ erklärte Dr. h.c. Charlotte Knobloch in ihrer Ansprache. Und: „Der terroristische Kampf gegen die aufgeklärte, zivilisierte Welt – gegen uns, die wir in freiheitlich-demokratischen Systemen leben wollen – verändert uns, ob wir wollen oder nicht. Aber er kann und wird uns nicht besiegen“, so Knobloch. Das Aufrechterhalten der Erinnerung und das Gedenken an die Opfer stand an diesem 5. September im Vordergrund. Landrat Thomas Karmasin: „Es gilt auch 45 Jahre danach, Trost zu spenden. Auch dazu sind Rituale wie dieses da. Es ist uns allen, die heute hier sind, eine Herzensangelegenheit, jedes Jahr aufs Neue mit dieser Gedenkveranstaltung zu zeigen: Wir vergessen sie nicht.“ Ein Umstand, der auch im Staat Israel wahr genommen und geschätzt wird, so Sandra Simovich, Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland. Nach den Gebeten der Geistlichen, Rabbiner Dr. Tom Kucera der Liberalen Jüdischen Gemeinde Beth Schalom, Dekan Stefan Reimers, Evangelisches Dekanat Fürstenfeldbruck und Pastoralreferent Johannes Sporrer vom Katholischen Dekanat Fürstenfeldbruck legten Angehörige und Gäste dem jüdischen Brauch entsprechend Steine und Blume an der Gedenkstätte vor dem Fliegerhorst nieder, in stiller Erinnerung an die Verstorbenen.
Bereits vor der öffentlichen Gedenkveranstaltung hatte es für die Angehörigen der Opfer in Anwesenheit von Brigadegeneral Michael Traut und Landrat Thomas Karmasin eine Schweigeminute am Tower des Fliegerhorstes gegeben. Im Tower selbst hatten die Angehörigen die Möglichkeit, die von der Historikerin Dr. Angelika Schuster-Fox konzipierte Landkreisausstellung „5. September 2012 – Das Ende der Heiteren Spiele von München“ zu besichtigen. Den gewaltsamen Tod seiner Liebsten zu vergessen, ist selbst nach 45 Jahren kaum möglich, so Mimi Weinberg, Witwe des Trainers Mosche Muni Weinberg. Es sei immer präsent, aber das Gedenken sei sehr ergreifend gewesen. Sie habe Mühe gehabt, an sich zu halten, so Mimi Weinberg. Im Anschluss an das offizielle Programm hat der Landkreis Fürstenfeldbruck die Angehörigen der Opfer zu einem gemeinsamen Essen und zu einer Besichtigung des ehemaligen Klosters Fürstenfeld geladen. Oberbürgermeister Erich Raff hieß die Gäste dort willkommen, Kulturreferentin Dr. Birgitta Klemenz informierte über die Geschichte des Klosters.