Bis vor ein paar Wochen war die Kaninchenwelt in Überacker noch in Ordnung. Etwa 45 Tiere hoppelten durch die weitläufigen Gehege. Dann kam der Notruf einer alten Frau, die auf ihrem Grundstück fast 40 Kaninchen beherbergte. Wie ihre Tochter den Tierfreunden berichtete, seien ihrer Mutter immer wieder fremde Kaninchen in den Garten gelegt worden, natürlich immer trächtig bzw. unkastriert. Aus Gutmütigkeit habe die Mutter die Tiere behalten und auch viele kastrieren lassen. Aber es sei ein Fass ohne Boden gewesen, und so sei es zur unkontrollierten Vermehrung auf fast 40 Tiere gekommen. Und jetzt könne die Mutter wegen ihres Alters und ihrer Krankheit die Tiere nicht mehr versorgen. Heidi Minderlein war bereit zu helfen. Sie stimmte zu, dass die Tochter 26 Kaninchen nach Überacker brachte. Schnell konnten zwei Tiere vermittelt werden, es blieben 12 kastrierte Böcke und 12 Weibchen in der Auffangstation. Dank neuer, größerer Holzhütten in den Freigehegen reichte der Platz noch gut aus.
Was aber leider niemand wusste: Noch vor der Übernahme hatte ein unkastrierter Bock unbemerkt mehrere Weibchen gedeckt. Plötzlich bekam ein Weibchen nach dem anderen Junge. „Wir sind jeden Morgen mit einem klammen Gefühl zu den Kaninchen-Gehegen gegangen, wir dachten immer, mein Gott, was erwartet uns heute wieder“, berichtet Minderlein. „Und dann haben wir die Bescherung gesehen.“ Bis Ostern lagen 50 Babys in den Wurf-Nestern. Die kleinen Kaninchen werden schnell größer und brauchen immer mehr Platz. Deshalb suchen die Tierfreunde händeringend nach Menschen, die ihnen erwachsene Tiere abnehmen. Allerdings warnt Heidi Minderlein: „Oft sollen Kaninchen angeschafft werden, weil sich Kinder ein Kuscheltier wünschen. Dazu eignen sich diese Nager aber auf keinen Fall. Sie mögen es nicht, wenn man sie herumträgt und mit ihnen kuscheln will.“ Wie jedes andere Haustier müssten sie verantwortungsbewusst versorgt, täglich kontrolliert und beobachtet werden. Kleine Kinder seien mit einer solchen Aufgabe überfordert. Langfristig, so die Tierfreunde-Vorsitzende, hätten nur solche Besitzer Freude an Kaninchen, die gerne das Verhalten ihrer Hausgenossen beobachten und ihnen auch genügend Freilauf bieten. „Unsere Tiere brauchen einen Stall mit angebautem, etwa sechs bis acht Quadratmeter großem Freigehege. In Wohnungshaltung vermitteln wir grundsätzlich nicht.“ Die vielen Kaninchen bringen die Tierfreunde jedoch nicht nur platzmäßig an ihre Grenzen: Für die Versorgung der Tiere wären dringend weitere ehrenamtliche Helfer nötig, die möglichst an festen Tagen vormittags bei der Reinigung der Gehege und Pflege der Kaninchen helfen möchten.